Dokumentarfilme

MASSAKER

2004
ein Film von Monika Borgmann, Lokman Slim, Hermann Theißen

eine Produktion von LICHTBLICK FILM
in Koproduktion mit Umam Production, Dschoint Ventschr, Unlimited
in Zusammenarbeit mit WDR, SF DRS, Filmstiftung NRW, MEDIA Programme

35mm / 98 Minuten / Dolby SR / Farbe

SYNOPSIS
Vom 16. - 18. September 1982, zwei Nächte und drei Tage lang, wüteten die Mörder von Sabra und Shatila. Am Ende hatten sie 1000 - 3000 palästinensische Zivilisten ermordet, zumeist Frauen, Kinder und Alte. Die genaue Zahl der Opfer - Tote und Verschwundene - ist bis heute nicht bekannt. Die Täter stammten vor allem aus den Reihen der Forces Libanaises, einer mit Israel verbündeten christlichen Miliz. Für die Logistik des Massakers sorgte die israelische Armee, die von dem damaligen Verteidigungsminister und heutigen Ministerpräsidenten Ariel Sharon befehligt wurde.

1982 erschütterte das Massaker in den libanesischen Palästinenserlagern die Weltöffentlichkeit, heute ist es (fast) vergessen. Dabei war es exemplarisch für all die Massaker, die folgten: zum Beispiel in Ruanda oder in den jugoslawischen Kriegen. Immer wieder tauchen die unbeantworteten Fragen auf: Was treibt Menschen zu derartigen Exzessen von Grausamkeit, und wie können die Täter weiterleben?

Massaker ist inhaltlich wie ästhetisch eine psychopolitische Studie über sechs Täter, die sowohl auf Befehl wie auch aus eigenem Antrieb am Massaker von Sabra und Shatila teilgenommen haben. Der Film verknüpft die psychischen Dispositionen der Täter mit ihrem politischen Umfeld und nähert sich über ihre Erzählungen auch dem Phänomen der kollektiven Gewalt.

Ohne das Massaker von Sabra und Shatila wirklich rekonstruieren zu wollen, zeigt Massaker durch die ineinander verschlungenen Erzählungen der sechs Protagonisten eine bislang unveröffentlichte Version des Massakers: die der Täter.

Im Libanon gilt das Massaker von Sabra und Shatila – wie auch alle anderen Massaker, die während des sechzehnjährigen „Bürgerkriegs“ verübt wurden – bis heute als Tabu. Niemand wurde zur Verantwortung gezogen, im Gegenteil: 1991 beschloss das libanesische Parlament ein Amnestiegesetz für alle während des Bürgerkriegs begangenen Verbrechen. „Kommunikative Beschweigsamkeit“ nennt Hermann Lübbe im deutschen Nachkriegszusammenhang eine solche Verdrängungspolitik, die nach einer Katastrophe labile Gleichgewichte nicht gefährden will.

Massaker insistiert auf Wahrhaftigkeit, nicht auf Anklage, Belehrung oder Kommentar. Die Entscheidung, ausschließlich die Täter zu Wort kommen zu lassen, mag angreifbar sein, ihre Erzählungen sind es nicht.

TEAM
Buch/Regie: Monika Borgmann, Lohmann Slim, Hermann Theißen
Produzent: Joachim Ortmanns
Ausf. Produzent Libanon: Lokman Slim
Koproduzent Schweiz: Werner Schweizer
Koproduzenten Frankreich: Marie-Michèle Cattelain, Philippe Avril
Redaktion: WDR - Werner Dütsch, SF DRS - Paul Rinkier
Kamera: Nina Menkes
Schnitt: Anne de Mo, Bernd Euscher

URAUFFÜHRUNG
Internationale Filmfestspiele 2005

FESTIVALS/ PREISE (Auszug)
FIPRESCI Preis Berlinale
Spezialpreis der Jury Visions du Réel Nyon
Lobende Erwähnung (First Film Prize) FID Marseille

Festival de Cannes (ACID-Reihe)
Festroia Film Festival Setúbal
Internationals Film Festival Durban
Internationales Filmfestival La Rochelle
Melbourne International Film Festival
Jüdisches Filmfestival San Francisco
Helsinki International Film Festival
Internationales Film Festival Viennale,
Jüdisches Filmfestival Warschau,
Leed International film Festivale
Gijon International Film Festival