Dokumentarfilme

MEIN VATER, SEINE FAMILIE UND ICH

2002
Ein Film von Solveig Klaßen

Eine Produktion von LICHTBLICK FILM
in Koproduktion mit SWR und arte
in Zusammenarbeit mit Filmstiftung NRW

59 Minuten / Stereo / Farbe / Digi Beta 

SYNOPSIS
Zweimal Zwillinge im Abstand von nur einem Jahr, das war eine schöne Überraschung für Friedhelm Klaßen und seine Frau Evi. Als "Viermädelhaus" ging das Foto der stolzen Eltern und ihrer vier Töchter durch die deutsche Boulevard-Presse.
Zwanzig Jahre ist das her, die Töchter sind inzwischen erwachsen, leben aber nach wie vor bei den Eltern in Germaringen. Wenn der Vater sonntags im Garten seines Reihenhauses die Ferrari-Flagge hisst, die Mutter mit ihren Töchtern die Kaffee-Tafel deckt, mit Blick auf die Ernst-Mosch-Villa gegenüber und die vom Fön freigewehten allgäuischen Voralpen, dann scheint die Idylle perfekt.
Doch die Stimmung ist angespannt. Vor fünf Jahren wurde der Vater plötzlich arbeitslos, nun müssen alle mitverdienen. Ein amerikanischer Direktvertrieb von Kosmetika versprach, alle Geldsorgen zu beenden, riss die Familie aber endgültig in die Schuldenfalle. Die Töchter hafteten für die Kredite und zahlen bis heute zurück.. Aber mit 21 Jahren möchten sie nun langsam ihre eignen Wege gehen, doch dann könnte das finanzielle Kartenhaus der Familie zusammenbrechen.
Als beeindruckende Fallstudie erzählt die Dokumentaristin Solveig Klaßen die Geschichte einer besonderen, aber auch ganz normalen Familie. Von keiner Arbeitslosenstatistik erfasst, von keiner Börsenkurve mitgerissen, lässt sich der materielle Überlebenskampf, die alltägliche Angst vor dem sozialen Abstieg und die damit verbundene Verdrängung und Selbsttäuschung erfahren. Kritisch, aber auch liebevoll, anrührend und nicht selten komisch dokumentiert Solveig Klaßen die Ablösung der patriarchalen Mittelstandsfamilie.
Sie selbst gehört halb zur Familie - als fünfte Tochter des "Viermädelhauses". Genaugenommen ist sie die erste, die älteste, doch ihr Vater ließ sich scheiden und gründete mit Evi seine neue Familie, der die Zwillinge entsprangen. Solveig wuchs bei ihrer Mutter in München auf, spielte in den Sommerferien Babysitterin für ihre vier Halbschwestern, und ging früh ihre eigenen Wege.
Als Filmemacherin kehrt sie zurück. Natürlich reibt sie sich am Vater, der monolitisch, unbeweglich bis zur Ignoranz den Felsen in der Brandung der Weltwirtschaftslage spielt und die Erosionen um sich herum zu verdrängen sucht. Den eigentlichen Zusammenhalt der Familie entdeckt sie bei seiner Ehefrau und ihren vier Töchtern, die allen Widrigkeiten zum Trotz ihre Lebensfreude nicht verloren haben.

TEAM
Buch / Regie: Solveig Klaßen
Produzent: Carl-Ludwig Rettinger
Redaktion: SWR - Ulrike Becker, arte – Ulle Schröder
Kamera: Lutz Reitemeier
Ton: Michael Bartylak
Schnitt: Jaqueline Weiss